Kinderwunsch/ Wunschkind

Hier könnte ihr nach und nach meine Kinderwunschgeschichte lesen - ich weiß, dass ich damit nicht alleine bin, deshalb möchte ich mich endlich mitteilen - so wie ich auch gerne von anderen "Betroffenen" lese und höre.

Der Beginn meiner kinderwunschgeschichte

Warum schreibe ich meine Kinderwunschgeschichte überhaupt auf? Vor allem für mich selbst. Vielleicht als eine Art Kinderwunsch-Tagebuch? Vielleicht um meine Gedanken zu sortieren oder einfach in der Hoffnung, so besser abschließen zu können? Aber auch, um andere „Betroffene“ daran teilhaben zu lassen – so wie ich auch gerne von anderen höre und lese. Wir sind nicht allein mit diesen Themen. Hier ist also meine ganz persönliche Geschichte.

 

Der Wunsch, Mama zu werden, begann langsam. Ab Mitte 20 kamen die Gedanken, dass ich mir gut vorstellen konnte, selbst eine Familie zu haben. Der Wunsch nach eigenen Kindern wurde im Laufe der Jahre stärker, war aber noch wenig realistisch. Ich war Single, anfangs noch Studentin, später mit unsicherem Job im Ausland… keine guten Bedingungen, aber der Traum war allgegenwärtig. Im Januar 2011 lernte ich unerwartet im Urlaub in Neuseeland meinen Mann kennen. Aus eine lockeren Fernbeziehung wurde mehr, wir zogen zusammen und sprachen natürlich auch über das Thema Kinder. Für mich waren Kinder als gemeinsames Ziel tatsächlich eine Grundbedingung. Er war anfangs zögerlich, kannte aber meinen Traum und stimmte zu – ohne Eile. Ich war zwar inzwischen 31 Jahre alt, machte mir aber noch keine Sorgen.

 

Irgendwann im Sommer 2012 war mein Mann – damals noch Lebensgefährte, wir waren schließlich noch nicht verheiratet – auch bereit und ich setzte die Pille ab. Es passierte… nichts. Von Natur aus ungeduldig und oft eher pessimistisch war das für mich ein ziemlicher Schlag. Wir warteten und versuchten es weiter…

 

 

2013 - gynäkologische Untersuchungen

Irgendwann wollte ich nicht mehr einfach nur abwarten und ging zur Gynäkologin. Der normale Ultraschall brachte keine Erkenntnis, es sah alles gut aus. Ein erster Bluttest zeigte als einzige Auffälligkeit eine leichte Schilddrüsenunterfunktion, so dass ich mit der Einnahme von L-Tyroxin begann. Ansonsten auch hier keine weiteren Ergebnisse.

 

 

Also starteten wir einige genaue Zyklusüberwachungen mit Einnahme von Clomifen, regelmäßigen Blutkontrollen und US, ohne Erfolg und ohne weitere Ergebnisse. Immer bekam ich die gleiche Aussage: Es sieht eigentlich alles super aus. An sich natürlich toll, aber in dem Fall wenig hilfreich.

august 2015 - 1. schwangerschaft und fehlgeburt

Inzwischen hatte ich alle Bahandlungsversuche aufgeben. Die Frauenärztin war ohnehin ratlos. Da mein Zyklus häufiger mal um 2 Wochen verlängert war, machte ich tatsächlich erst einen Test, nachdem auch nach 6 Wochen meine Periode nicht einsetzte. Ich konnte mein Glück gar nicht fassen, dass dieser Test positiv war!

Ich rief direkt in der Hebammenpraxis an, um einen Termin zu machen und traf mich kurz darauf mit einer tollen Hebamme, die mich wunderbar informierte, alles erklärte, einen Mutterpass ausstellte und sich einfach unglaublich viel Zeit für mich nahm.

Ich konnte die nächsten Wochen richtig genießen. Ich war vorsichtiger, machte mir aber keine sonderlichen Sorgen. Ich verbrachte reichlich Zeit mit einer Freundin und ihrem 5 Monate alten Sohn und konnte endlich ohne Neid den Kleinen betüddeln und bespaßen in der Gewissheit, dass ich ja bald selbst so einen Zwerg haben würde.

 

Frohen Mutes und sehr gespannt kam ich in der 11. SSW zum ersten offiziellen US zur Frauenärztin, um schnell zu hören, dass kein Herzschlag auf dem US zu erkennen ist und auch die Entwicklung eher der 10. SSW entspricht. Zwei aufeinanderfolgende Bluttest gaben die traurige Gewissheit, dass mein langersehntes Baby tatsächlich nicht mehr lebte. Mein Körper zeigte keinerlei Reaktion und so bekam ich direkt für den nächsten Tag (einen Donnerstag) einen Termin in der Praxis zur Ausschabung. Ich war zu verstört, zu traurig, um diese Entscheidung zu hinterfragen, zumal ich auch einfach keine Alternativen kannte. Plötzlich kam noch die Angst vor der Narkose und dem Eingriff zu der Leere und Traurigkeit dazu.

 

Donnerstagnachmittag musste ich also erneut in die Praxis, wurde noch kurz von der viel zu gesprächigen Ärztin vollgequascht und dann ging es auch schon los. Ich legte mich vor Angst zitternd und halb nackig auf die gynäkologische Liege, wurde wie in einem schlechten Horrorfilm an Armen und Beinen festgeschnallt, bekam einen Zugang und wurde verkabelt. Kurz darauf hatte ich schon die Maske im Gesicht und „schlief“ ein. Als nächstes erinnere ich mich daran, wie ich im Halbschlaf von der Arzthelferin ins Nebenzimmer geführt und auf eine Liege gelegt wurde. Körperlich ging es mir schnell wieder gut, psychisch aber überhaupt nicht. Ich rollte mich einfach weinend zur Wand und ignorierte alles um mich herum. Mein Mann kam zwar schnell zu mir, unterhielt sich aber mehr mit der Arzthelferin über verschiedene Taxiunternehmen und den Lübecker Straßenverkehr. Ich hatte das Bedürfnis die beiden anzuschreien, dass sie diesen dämlichen Smalltalk lassen sollten, schließlich hatten wir gerade UNSER Baby verloren. Stattdessen weinte ich still vor mich hin und ließ mich irgendwann mit dem Taxi nach Hause fahren.

 

Während mein Herz Höllenqualen litt, ging es meinem Körper blendet. Es war, als wäre nie etwas geschehen. Ich hatte keinerlei Schmerzen, nur minimale Blutungen und war körperlich fit. Ich fühlte mich von meinem Körper geradezu betrogen. Auch nach inzwischen etlichen Jahren muss ich vor allem zu diesem Datum – und dem damals errechneten Geburtstermin – an dieses erste kleine Sternchen denken und stelle mir auch jetzt noch immer wieder vor, was für ein Baby das Kleine geworden wäre oder wie alt unser erstes Kind inzwischen wäre. Manchmal frage ich mich, ob dieser Schmerz je vergehen wird und weiß, dass mein kleines Sternenbaby immer in meinem Herzen sein wird.

 

Teil 1 - Der Beginn meiner Kinderwunschgeschichte.